Heute war teilweise Radwandern angesagt, weil der Sand auf den Feldwegen oft über 15cm tief war. Der Wind wirbelte diesen noch zusätzlich auf, also knirschte in meinem Mund alles und meine Haut ist von einer braunen Kruste bedeckt.
Die Sonne ist wieder stechend gewesen, und die Temperatur stieg auf 35 Grad. Meinen fünf Liter Wasservorrat hatte ich um 15 Uhr aufgebraucht, also fragte ich in dem kleinen Dorf Coronal Baigorria nach Nachschub.
Dort entschied ich mich spontan, die 45 Kilometer zum nächsten Dorf erst morgen zu fahren und stattdessen einfach hier zu bleiben und im örtlichen Park etwas Schlaf nachzuholen. Letzte Nacht waren es nämlich nur fünf Stunden.
Hier im Ort sind die Leute irgendwie anders als in den vorherigen Dörfern. Sie sagen nicht mehr als ein schroffes „Hola“, wenn überhaupt, und nur die Kinder sind an mir interessiert.
Doch auch die wollen nur mein Geld und mein Handy sehen. „Wow, ein iPhone! Kann ich das mal in meine Hand nehmen?“, fragen mich bestimmt fünf Jungs im Park. „Hast du Euros?“, fragen mich andere.
Wir spielen eine Runde Fußball mit einem platten Ball. Deutschland gegen Argentinien, selbstverständlich. Deutschland gewinnt.
Zwei der Jungs führen mich schließlich durchs Dorf, zum Supermarkt und zu einem öffentlichen Zeltplatz. Wegen der Mücken und der hohen Eukalyptusbäume entscheide ich mich aber doch lieber für die örtliche Tankstelle.
Dort gibt es in der Regel saubere Duschen und das Personal passt die ganze Nacht auf. Daher sind Tankstellen gute Anlaufstellen, wenn es keine Zeltplätze gibt.
Heute grillen jedoch vier Lastwagenfahrer neben meinem Zelt und räuchern alles voll. Zum Schluss verbrennen sie auch noch ihren Plastikmüll auf dem Grill. Dabei spielt auf einem Handy Chaceño Palavecino (Einer der berühmtesten Sänger Argentiniens im Stil Folklore) und im Hintergrund leuchten Blitze und ich höre Donnergrummeln.
Über dem Dorf türmt sich eine riesige Gewitterwolke auf, die sich nachts auch entlädt. Ich bin neben der Tankstelle glücklicherweise gut geschützt und ich schlafe trotz flackernder Blitze und Donnerschlägen tief und fest. Am nächsten Morgen liegen auf dem Dorfplatz überall abgebrochene Äste. Dass es so gestürmt hat, habe ich gar nicht mitbekommen und ich kann gut erholt in einen neuen Reisetag starten.