Tag 125: Eine nächtliche Suchaktion und grüne Landschaften

  • 3 mins read
  • Published

0:00

Ich zucke zusammen. Blendendes Licht, Schotter knirscht, ein Motor brummt. Meine schlafverklebten Augen versuchen sich an die plötzliche Helligkeit anzupassen. Eine Autotür knallt, und schon steht eine Silhouette vor meiner Hütte. „Hast du einen älteren Mann mit einem Hund gesehen? Der Hund ist Weiß und Braun.“, fragt mich der Mann.

„Vor ein paar Stunden war ein älterer Herr mit einem solchen Hund hier, aber der ist schon lange wieder gegangen“, sage ich. Es tut mir wirklich leid, denn ich kann dem sichtbar angespannten Mann nicht helfen. Er bedankt sich trotzdem höflich und geht zurück zum Geländewagen.

Als er wieder in seinem Auto sitzt, schreit er seinen Frust mit einem schallenden „Merde!“ hinaus. Mir würde es genauso gehen, wenn ich mitten in der Nacht einen verwirrten Angehörigen in einem riesigen Waldgebiet suchen müsste. Ich bekäme vor Sorge kein Auge zu.

Für mich bleibt nur festzustellen: Es ist erstaunlich, was und wen die Leute nachts alles suchen.

Kühe, Opas, … Was kommt als Nächstes?

7:00

Um 7:00 Uhr früh wecken mich die Schafe. Sie spazieren mit einem lauten Glockenkonzert direkt an meiner Hütte vorbei. Mich würdigen sie keines Blickes. So früh am Morgen haben die Schafe nur eines im Sinn: Fressen!

In der Nacht war es windig und es gab einen Wetterumschwung. Jetzt hat es statt 30° nur noch 20°. Das sind perfekte Temperaturen zum Radfahren.

11:00 – Figeac

Nach etwas über 20 km erreiche ich Figeac, eine historische Stadt, die gar nicht so sehr von Touristen überrannt ist. Dort stocke ich meine Vorräte auf für die Weiterfahrt nach Aurillac, das direkt am Fuße des Zentralmassivs liegt. In der Ferne sehe ich schon die Spitzen der alten Vulkane.

Die weitere Strecke führt mich durch herrliche Eichenalleen, entlang einer Strecke des Jakobswegs. Mir kommen wieder viele Pilger entgegen, aber insgesamt verteilt es sich sehr gut.

15:00

Die Gegend, durch die ich fahre, heißt auch der „grüne Meridian“. Hier gibt es viele Flüsse, und alle Bäume tragen noch grünes Laub. Keine Spur mehr von Herbst. Die Straßen sind schmal und verlassen, und die Anstiege sind sanft. 90 km sind wie im Flug vergangen, doch weiter möchte ich heute nicht mehr fahren. Ich bin bereits an meinem Ziel angekommen: der Ort Aurillac.

21:00

Ich sitze auf einer Wiese und telefoniere. Dabei schaue ich einer Gruppe Jugendlicher zu: fünf Jungs und zwei Mädchen. Sie spielen Fußball. Die Jungs geben vor den Mädels an, während die Mädels etwas abseits gelangweilt zuschauen und am Handy daddeln. „Lass die Jungs noch machen…“, denken die sich bestimmt.

Immer wieder rülpsen die Jungs schallend. Sogar auf der anderen Seite vom Fußballplatz kann ich es hören. Bald tragen zwei von den Halbstarken kein T-Shirt mehr und tragen ihre kleinen „Wohlstandswampen“ stolz zur Schau.

Ich habe mein Kino für den Abend. Auf dem öffentlichen Sportplatz werde ich gleich mein Zelt aufbauen. Ich warte aber noch, bis die Sonne untergegangen ist. Währenddessen bietet die Fußball Clique genug Unterhaltung!

Der Sportplatz am nächsten Morgen. Ganz ohne rülpsende Jugendliche.

Author

Leave a Reply