Warum haben es alte Menschen oft so eilig? Ich stelle diese Frage, weil ich beobachte, wie sich eine alte Dame mit schlohweißem Haar ganz furchtbar über den Traktor aufregt, der langsam vor ihr den Berg runterfährt.
Das Phänomen der „eiligen Rentner“ ist mir auch schon an der Supermarktkasse aufgefallen. Rentner, die alle Zeit der Welt haben müssten, huschen emsig wie die Bienen von einer Schlange zur anderen, in der Hoffnung ein paar Sekunden sparen zu können. Für mich ist das wirklich amüsant.
Denken diese Leute, weil sie alt sind und vielleicht nicht mehr lange leben, dass sie Zeit einsparen müssen, wo es nur geht? Oder sind es einfach Verhaltensmuster, die vom Arbeitsleben in die Rente übernommen wurden?
14:00
Die ersten 50 km von der heutigen Etappe liegen bereits hinter mir. Gerade eben bin ich durch das Dorf Mont-Dore gekommen. Zu diesem Dorf gibt es nicht besonders viel zu sagen: Es ist ein touristischer, überlaufener Ort, der keinen besonderen Charm auf mich ausübt.
Am interessantesten war heute (was die Dörfer anbelangt) der kleine Ort, wo Georges Pompidou geboren wurde. Pompidou war der zweite Präsident Frankreichs, von 1969-74.
Madame Victor hatte mir gestern erzählt, dass auffallend viele Präsidenten von Frankreich aus der Auvergne stammten.
„Hier muss irgendwas im Essen sein“, scherzte sie. „Jedenfalls war es früher so, denn in den letzten Jahren kommen meines Wissens nach nicht viele der hohen Politiker aus dieser Gegend.“
Ansonsten würde ich die Highlights der heutigen Etappe als zweierlei bezeichnen. Erstens, die Dusche, die mir Madame Victor am Morgen angeboten hat. Es war herrlich, den Schmutz und Dreck von über einer Woche mal richtig abzuwaschen.
Zweitens würde ich die wildwachsenden Brombeeren hervorheben. Mit denen habe ich mich bis zum Bersten vollgeschlagen! Erstaunlicherweise sind alle Wanderer an den Brombeeren vorbeigegangen, ohne sie auch nur einmal anzutasten.
Schon interessant, wie die Leute die Früchte der Natur übersehen, sobald kein Preisschild dranhängt…
Die Nacht verbringe ich auf einer grasbewachsenen Anhöhe.
Kurz bevor ich mein Zelt aufbauen wollte, trieb der Schäfer noch seine Schafsherde auf die Wiese. Ich war gar nicht entzückt. Ich vermutete, dass der Schäfer die Herde (samt Hunden, die das wirkliche Problem wären) über Nacht auf meiner auserkorenen Zeltwiese weiden lassen würde. Eine halbe Stunde schien das auch so zu sein, bis der Schäfer die Herde doch noch auf eine angrenzende Weide trieb.
So stellte sich meine Sorge als voreilig heraus, und mir wurde eine ruhige Nacht beschert.