Tag 128: Vulkane und Räucherhering

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In meinem Zelt stinkt es nach Fisch. Um genau zu sein: Nach Räucherhering. Igitt!

Dabei fängt alles gut an: Um 20:00 Uhr sitze ich endlich auf einer Bank und esse mit Blick auf ein hübsches Château mein Abendbrot. Dazu gibt es Tomaten und besagten Räucherhering.

Als ich die Hering-Verpackung aufschneide, rutscht sie mir plötzlich aus der Hand und das ganze Fischwasser, in dem der Fisch eingelegt ist, ergießt sich auf meine Sporthose. Na lecker! Ich tupfe es so gut es geht ab, aber der Geruch ist penetrant.

Räucherhering kommt so schnell nicht mehr auf die Speisekarte. Im Nachhinein weiß ich gar nicht mehr, warum ich ihn überhaupt kaufte. Mir ist er doch sowieso zu salzig, das stellte ich schon in der Schweiz fest.

Jetzt ist im Zelt der Fischgestank mein ständiger Begleiter. Zum ersten Mal seit Monaten wird der Geruch von vergammelter Schnecke durch etwas anderes übertönt, was nur unwesentlich besser ist. Warum sind es immer die schlimmen Gerüche, die am intensivsten sind?

Bevor ich den „Unfall“ mit dem Hering hatte, musste ich aber einige Kilometer zurücklegen. Um genau zu sein, 105 km. Meine Route führte mich durch den Vulkan-Naturpark von Auvergne (frz.: Parc naturel régional des Volcans d’Auvergne), aus dem auch das Volvic Wasser stammt.

Etliche Kilometer folge ich schmalen Waldpfaden, oft mit Vulkangestein übersät. Im Slalom geht es die Berge hinab, im Wiegetritt oder als Schiebepartie geht es wieder hinauf. Ich komme durch hübsche Ortschaften und ich komme durch trostlose Ortschaften.

Am besten sind natürlich die endlosen Brombeerhecken, die die Wegränder säumen. Im Wald lassen sich auch viele wilde Himbeeren auftreiben. Von beidem esse ich, als gäbe es kein Morgen. Und wer weiß denn auch, wann ich das nächste Mal so viele leckere Beeren umsonst bekomme!

Wo es bei den Beeren wie geschmiert läuft, ist bei der Schlafplatzsuche der Wurm drin. Ein Kilometer nach dem anderen zieht ins Land, ohne dass ich eine geeignete Stelle finde.

Die Leute, die ich anspreche, können mir auch nicht weiterhelfen. Erst beim vierten Versuch erwische ich einen Mann, der mir ein Chateau vorschlägt, vor dem es eine Wiese gibt, wo mich eine „garantiert ungestörte“ Nacht erwartet. Mal sehen, ob er Recht behält! Durch den Fischgestank werde ich wahrscheinlich so ausgeknockt, dass ich jegliche Störung einfach durchschlafe. Bis morgen also!

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