Tag 21: Tour de France Feeling

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Nach dem gemeinsamen Frühstück (natürlich mit dem selbstgemachten Honig) sind Jean Pierre und Michèle nach Lyon gefahren. Anschließend wollten sie noch Jean Pierre´s Schwester am Mittelmeer besuchen.

Ich habe mich währenddessen entschieden, eine Tour etwas anderer Art zu machen. Einmal auf den Grand Colombier, einen Berg von 1500m, auf den sensationelle Passstraßen hochführen.

Der Grand Colombier bietet den zweithöchsten Pass im französischen Jura. 2012 war er zum ersten Mal in der Tour de France enthalten. Danach, erzählt mir Michèle, sind ganze Radvereine aus Übersee eingeflogen, nur um den Berg einmal hochzufahren. Von so weit her wie Amerika und Australien sind die Radfahrer gekommen.

Als ich um 11 Uhr losfahre, sind meine Gastgeber schon auf der Straße. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein begleiten mich. Es ist etwa 20 Grad warm, und ich fahre ohne Gepäcktaschen. Das stellt sich als weise Entscheidung heraus.

Ich nehme die Route ab Culoz, eine 18 km lange Rampe, die 1300 Höhenmeter überwindet.

Spektakulär winden sich die Serpentinenstraßen den Berg hoch – was bei der Tour de France auch zu beeindruckenden Aufnahmen geführt hat. Im Fels eingebettet, wird der Aufstieg zu einer wahren Herausforderung: Sonne, Hitze, Schweiß. Die 20 Grad fühlen sich schnell wie 35 an.

Doch das Leiden lohnt sich, wenn man einen solchen Ausblick bekommt, wie oben auf dem Grand Colombier. Die gesamte malerische Region breitet sich wie ein riesiger Teppich vor einem aus: die Rhone, die Hochalpen und die Bergseen.

Oben mache ich Picknick und lege mich auf der Wiese in die Sonne. Es weht ein frischer Wind, doch ich habe mir eine windgeschützte Mulde ausgesucht. Dort ist es warm, ruhig und ich fühle mich wie der einzige Mensch auf dem Erdball.

Dann stürze ich mich in die Abfahrt, und stürzen ist hier wirklich das richtige Wort. Ich bin froh, dass ich hier runterfahre und nicht hoch. 3 km am Stück geht es mit 20% bergab. Hier müsste man wirklich Beine aus Stahl haben, um beim Hochfahren nicht das Fahrrad schieben zu müssen. Von einem Geschwindigkeitsrausch beschwipst, komme ich unten am Fuße des Grand Colombier an.

Zum Ende der Tour wird noch das Wasser knapp. Es kommt abermals ein Anstieg. Ich schwitze. Und hoffe, dass es nicht mehr weit ist. Auf meinen Fahrradcomputer will ich nicht schauen, aus Angst, dass dort die falsche Zahl steht.

Zum Glück ist es wirklich nicht mehr weit, nur noch 5 km. Ein magischer Tag geht zu Ende, wenn auch mit großen Strapazen.

An diesen Tag werde ich mich noch lange erinnern!

Später am Abend erfahre ich von einer illustren Gruppe Radfahrer, die sich die “Colombiers” nennen. Sie bewältigen alle vier Aufstiege an nur einem Tag. Das macht 4300 Höhenmeter auf 53 km. Verrückt!

Das wäre mir dann wirklich noch zu viel, aber vielleicht beim nächsten Mal…

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