Geschichten aus der argentinischen Pampa (Teil 2)

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Jeder kommt zu David, wenn etwas passiert.

Auch von meiner Ankunft hat David sofort erfahren.

Die Tanzlehrerin hatte ihn angerufen und nur gesagt: „Komm schnell, David! Hier ist was passiert!“

David dachte, etwas schlimmes sei passiert. Eine Tanzschülerin habe sich den Fuß gebrochen – oder etwas dergleichen. Doch als David in seinem weißen Pickup vorgefahren kam, war ich das, was passiert war.

So begann meine Geschichte in Ferré. Dabei war es ein Zufall, dass ich in Ferré landete. Mein ursprüngliches Tagesziel konnte ich nicht mehr erreichen und so habe ich mich nach einem anderen Dorf umgesehen, und das war eben Ferré. Dort habe ich zufällig die Tanzschule gefunden und die Ereignisse nahmen ihren Lauf.

Ich habe noch nie einen so vernetzten Menschen wie David getroffen, er kennt jeden im Dorf persönlich. David ist hier im Dorf eine außergewöhnliche Erscheinung: groß, schlank, roter Bart und grüne Augen. Seine Vorfahren sind Deutschrussen. Zufälligerweise ist er auch der Bürgermeister und das heißt eben der Mann für alles zu sein: Seelsorger, Notfallkoordinator, Lieferdienst, Gastgeber und vieles mehr.

Bevor ich „Hola!“ sagen kann, weiß schon ganz Ferré über meiner Ankunft Bescheid.

Ich habe noch nie so viele Fotos mit Menschen gemacht, jeder will eine Erinnerung an meinen Besuch. In zwei Stunden ist ein Asado mit 15 Anwesenden organisiert und jeder will wissen, wer ich bin. Es wird wieder ein geselliger Abend.

Am nächsten Tag regnet es. Und da mich sowieso schon das halbe Dorf fragte, ob ich nicht noch einen Tag bleiben will, tat ich genau das. Ruhetag eben. Nur, dass es kein Ruhetag war!

Am Ende stehen zwei Interviews, eine politische Versammlung, zahlreiche Besuche bei Freunden und natürlich – wie soll es anders kommen – ein gemeinsames Grillessen (Asado Nummer 3) zu Buche.

Mein erstes Radiointerview auf Spanisch werde ich nie vergessen. Die Moderatorin, Celia, hatte danach plötzlich Tränen in den Augen und meinte zu mir:

„Weißt du, dein Lächeln erinnert mich an ihn. Mein Sohn hatte auch so ein glänzendes Lächeln. Siehst du das Bild an der Wand?“, sagt Celia. „Das ist er. Seit 3 Jahren ist er nicht mehr bei uns. Ich vermisse ihn so sehr. Jeden einzelnen Tag. Er war so ein wunderbarer Mensch.“

Und Celia meinte noch: „Der Lukas aus der Bibel ist ein Doktor, wusstest du das? Mit deinem Lächeln kannst du Menschen heilen.“

Ich glaube auch, dass ein freundliches Lächeln Wunder bewirkt. Smile at the world, and the world will smile back.

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