Dienstag, 15.03.2022
Es ist ein strahlend klarer Märztag. Um kurz vor 10 sitze ich auf dem Fahrrad und fahre die ersten Kilometer. Das Gewicht der Fahrradtaschen ist ungewohnt, doch weder das noch der Gegenwind stören mich. Ich fahre auf einem ebenen Schotterweg neben der Werse, ein kleiner Fluss, der mich bis nach Beckum führt. Nach 80 Kilometern erreiche ich den Möhnesee, ein großer Stausee an den Ausläufern des Sauerlandes. Es geht einen steilen Schotterweg hinauf in den Wald, wofür ich in den niedrigsten Gang schalte. Ich habe viel Gewicht dabei. Vielleicht zu viel? Lange kann ich über diese Frage nicht nachdenken, denn schon bald führt mich mein Navi in die Irre. Dort, wo ich langfahren soll, ist nichts als ein eisiger Bach. Ich entschließe mich eine andere Strecke zu nehmen und treffe glücklicherweise auf eine Joggerin, die mir den Weg nach Arnsberg beschreibt. In der Nähe von Arnsberg werde ich mein Zelt aufstellen. Die Zeit drängt, denn gegen 6 wird es bereits dunkel.
Ich fahre in die Dämmerung hinein. Links und rechts halte ich immer Ausschau nach einer geeigneten Stelle, um mein Zelt aufzuschlagen. Doch es hat in den letzten Wochen geregnet, der Wald ist feucht und sumpfig. Die Sonne ist schon untergegangen, als mir eine Frau mit Hund begegnet, und mich fragt, wohin ich denn unterwegs bin. „Nach Frankfurt, und von dort dann nach Lissabon“, sage ich. „Und wo übernachtest du?“, fragt sie mich. „Im Zelt. Ich suche gerade nach einer guten Stelle.“ Wir unterhalten uns ein bisschen. Die Frau stellt sich als Katja vor. Ihr Hund hört auf den Namen Matilda. Katja meint, dass es hier nicht viele Stellen zum Zelten gebe, und macht einen Vorschlag: „Ich habe einen großen Garten. Wenn du möchtest, kannst du dort dein Zelt aufstellen.“ Ich bin kurz überrumpelt. Auf meinen bisherigen Radtouren wurde ich noch nie von Fremden eingeladen. Aber Katja macht einen wirklich netten Eindruck und nachts nach einem Zeltplatz im Wald zu suchen ist mir auch nicht ganz geheuer.
Wir laufen die kurze Strecke zu Katjas Haus, das direkt am Wald liegt. Auf der großen, moosigen Wiese baue ich mein Zelt auf. Dann essen wir gemeinsam mit einem Freund von Katja zu Abend. Was für ein schöner und überraschender Ausklang des ersten Reisetags!