Heute überquere ich die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Es ist ein weiterer strahlender Tag, der allerbeste Bedingungen verspricht.
Ich fahre gegen 8:00 Uhr zusammen mit Haico los. Nach wenigen Kilometern trennen sich unsere Wege: Haico wird einen Weg in Richtung Saarbrücken einschlagen und ich werde auf die Pfalz zusteuern. Haico verabschiedet sich mit den Worten: „Folge deinem Herzen, es wird dir den Weg weisen. Gute Reise!”
Die Weiterfahrt führt mich durch dichte Wälder aus Buchen, Eichen und Nadelbäumen. Der Boden besteht meist aus rötlichem Sandstein. Ich wandere auf einen kleinen Berg hinauf, wo eine alte Burgruine steht. Von hier aus habe ich einen freien Blick auf die Wälder der Pfalz, die in alle Richtungen bis zum Horizont reichen.
Wenig später überquere ich auch offiziell die deutsche Grenze. Nirgendswo sehe ich ein Schild, doch plötzlich sind die Radwege wieder auf die deutsche Art und Weise ausgewiesen.
Im ersten Ort hinter der Grenze fülle ich an einem Brunnen meine Wasserflasche auf. Schon bald kommt ein Deutscher auf mich zu und fragt: „Weißt du, ob ich noch ein Corona-Impfzertifikat brauche, um mit dem Fahrrad über die französische Grenze zu fahren?“
Ich sage, dass ich mich seit fünf Monaten nicht mehr mit meinem Impfzertifikat ausweisen musste.
„Okay“, sagt der Mann. „Ich musste nämlich vor einigen Monaten eine Strafe zahlen, als ich ohne Zertifikat nach Frankreich gefahren bin. Das war aber mit dem Auto. Seitdem habe ich etwas Sorge.“
„Ich glaube nicht, dass Sie Probleme haben werden“, beschwichtige ich.
Ganz sicher scheint sich der Mann noch nicht zu sein. Er schaut misstrauisch nach rechts und links. „Gut, dann werde ich mit dem Fahrrad über einen stillen Waldweg die Grenze überqueren. Ich hoffe, dass dort niemand kontrolliert. War nett, dich kennenzulernen!“
Seit Monaten spielt Corona in meinem Leben überhaupt keine Rolle mehr. Ich wurde auch nie darauf angesprochen. Schon bin ich in Deutschland, dreht sich gleich meine erste Begegnung um dieses Thema. Ich glaube, die Pandemie hat hier vergleichsweise tiefe Spuren im Verhalten hinterlassen.
Wenige Minuten später stehe ich in einer Bäckerei. Ich besorge mir ein Stück Apfelkuchen. Es ist das erste von drei Kuchenstücken an diesem Tag. Meine Rückkehr nach Deutschland möchte ich gebührend feiern mit den Backwaren, die woanders Mangelware waren.
Von Kuchen zu Kuchen fahre ich durch die Pfalz. Gegen 8:00 Uhr abends esse ich mein Abendessen in dem kleinen Dorf Elmstein. Auf einer Erholungswiese schlage ich mit Einbruch der Dunkelheit mein Zelt auf. Bis morgen!